Der Umgang mit Verstorbenen

Von Thomas Mittelbach

Vor der Tätigkeit hier im Bestattungshaus habe ich noch keinen Verstorbenen gesehen. Meine Großeltern väterlicherseits sind beide gestorben, als ich noch recht jung war. Beide hatten auch eine Feuerbestattung, sodass ich bei der Beerdigung nur die Urnen gesehen habe. Deshalb waren die Kontakte mit Verstorbenen hier im Unternehmen auch meine ersten überhaupt.

Thomas Mittelbach in der Versorgung

Am Anfang ist es wahrscheinlich immer ungewohnt, einen Verstorbenen zu berühren. So ging es mir auch. Einen Verstorbenen hygienisch zu versorgen ist ja nichts, was man alle Tage macht. Aber die Kollegen haben einen gut herangeführt und immer darauf geachtet, dass man nicht mehr macht als man möchte. Wenn man mit etwas ein Problem hat, wird darauf Rücksicht genommen. Nach recht kurzer Zeit habe ich direkt gemerkt, dass es mir leichter fällt, die anfänglichen Schwierigkeiten zu überwinden.

Die Einstellung zu dem Tod an sich hat sich dadurch bisher nicht verändert. Meine Gedanken was passiert, wenn ich sterbe, sind immer noch die gleichen wie vor der Ausbildung. Was sich aber auf jeden Fall verändert hat, ist die Einstellung über seine eigene Beerdigung nachzudenken und schon mal dort voraus zu planen. Oft erleben wir hier, dass die Hinterbliebenen sich fragen, was die verstorbene Person bzgl. der eigenen Bestattung und Trauerfeier gewollt hätte und wie sie das umsetzen können. Daran sieht man einfach, dass die ganze Situation für die Hinterblieben leichter wird, wenn man für den Fall des eigenen Todes schon vorgesorgt hat.

Wünschen Angehörige eine Abschiednahme, d.h. sie möchten den Verstorbenen vor der Bestattung noch einmal sehen, machen wir den Verstorbenen entsprechend zurecht. Wenn man keine Möglichkeit hatte, sich zu verabschieden, oder wenn man sich vielleicht gestritten hat als man sich das letzte Mal gesehen hat, ist es auf jeden Fall hilfreich den Verstorbenen nochmal zu sehen. Ich habe auch selbst schon privat gehört, dass manche auch einfach die Gewissheit brauchen, dass es ihr Verstorbener ist, der in dem Sarg liegt. Eine Abschiednahme hilft vielen Angehörigen, den Tod begreifbar zu machen.

Die Angehörigen bedanken sich immer herzlich, wenn sie sich noch einmal verabschieden konnten. Vielen merkt man dann auch an, dass sie es noch gebraucht haben, um besser damit abschließen zu können.