Bestatter gegen Covid-19
Von Dominik Bauer
Die aktuelle Sorge vor einer Infizierung mit Covid-19 ist begründet. Der Kontakt zu einem infizierten Menschen sollte vermieden werden. Was ist aber, wenn wir als Bestatter einen Verstorbenen überführen müssen, bei dem eine Erkrankung mit Covid-19 vorlag? In diesem Blog erfahren Sie, wie wir Bestatter mit infizierten Verstorbenen umgehen und uns selbst, und vor allem SIE, vor einer möglichen Ansteckung schützen.
Das Telefon klingelt. Ein Trauerfall um den wir uns kümmern werden. Nun kommt die Information, dass die verstorbene Person mit dem Coronavirus infiziert ist. Wie gehen wir Bestatter vor?
Für diesen Fall sind und müssen wir sofort gerüstet sein. Eine komplette Schutzausrüstung muss demnach für uns bereitliegen. Diese Schutzausrüstung bestehend aus (pro Person) einem Ganzkörperanzug, einer PE-Schürze, Schuhüberstulpen, mindestens drei Paar Nitril Einmal-Untersuchungshandschuhe, Desinfektionsmittel, einer Atemschutzmaske (Klasse FFP3 muss es sein) und einer Schutzbrille, bewahrt uns vor einer möglichen Infizierung.
Ebenso benötigen wir Schutzutensilien für die Umbettung der verstorbenen Person. Diese bestehen aus einem Sarg, mehreren Leinentüchern, zwei bis drei Bodybags (Verstorbenenhüllen), Mullbinden, einer Schaufeltrage, einem Gefäß zum Tränken der Leinentücher und Müllbinden mit Desinfektionsmittel und Sargbeschriftungskarten vom Bundesverband Deutscher Bestatter mit roter Infektionsmarkierung. Schutzausrüstung, die nicht mit möglicherweise infektiösen Objekten in Kontakt gekommen ist, ist sauber zurückzuführen, sofern diese kontaminierungsfrei geblieben ist.
Vor Aufbruch zur Überführung des infizierten Verstorbenen holen wir alle notwendigen Informationen zu den Gegebenheiten ein. Befindet sich die verstorbene Person im Krankenhaus, informieren wir uns, ob diese sich schon in einem Bodybag befindet. Sollte dies nicht der Fall sein, so ist von Beginn an mit äußerster Vorsicht und Sorgfalt an die Überführung zu gehen.
Das Bestattungsfahrzeug wird mit unserer Schutzausrüstung und einem Sarg zum Transport des Verstorbenen beladen. Dabei befindet sich auch im Sarg, wie es standardmäßig bei einer Überführung sein sollte, eine sogenannte Schaufeltrage, wie man diese vom Rettungsdienst kennt.
Sind wir am Sterbeort angekommen (hier im Krankenhaus), müssen wir uns, nachdem wir alle notwendigen Papiere abgeholt haben, vor Betreten der Prosektur mit unserer Schutzkleidung komplett einkleiden. Nachdem wir den Sarg, in dem sich die Schutzutensilien für die Überführung des Verstorbenen befinden, ausgeladen und in die Prosektur geführt haben, beginnt der kritische Akt.
Entweder befindet sich der Verstorbene in einem Bodybag oder nicht. Befindet er sich nicht in einem Bodybag, bekommt der Verstorbene eine in Desinfektionsmittel getränkte Mullbinde über die Atemwege gelegt, damit diese abgedeckt sind und eine mögliche Ausbreitung der Viren beim Umlagern verhindert wird. Nach der Abdeckung der Atemwege muss die verstorbene Person am ganzen Körper mit Desinfektionsmittel eingesprüht werden. Danach wird eines der beiden Leinentücher in Desinfektionsmittel getränkt. Sobald dieses sich damit vollgesaugt hat, muss es über den Verstorbenen gelegt werden. Wir drehen diesen vorsichtig von Seite zu Seite, damit dieser komplett mit dem Leinentuch eingehüllt werden kann. Nun spannen wir über den Sargausschlag ein weiteres Leinentuch, legen darauf einen Bodybag und öffnen diesen. Die geöffnete Seite hat in Richtung des Verstorbenen zu zeigen, damit beim Umbetten die Sargseite nicht kontaminiert werden kann. Sobald der Verstorbene im geöffneten Bodybag eingebettet ist, muss der Bodybag umgehend verschlossen werden. Nach Verschluss wird die Oberfläche direkt desinfiziert. Anschließend werden die über den Sarg gehenden Leinentuchteile mit Desinfektionsmittel eingesprüht und über den Bodybag gelegt. Das erste Paar Handschuhe wird ausgezogen. Zum Schluss setzen wir das Sargoberteil auf das Sargunterteil, wodurch der Sarg verschlossen wird. Der komplette Sarg muss von außen mit Desinfektionsmittel desinfiziert und anschließend mit Hinweiskarten gekennzeichnet werden, dass es sich um einen infektiösen Verstorbenen handelt. Der Bereich im Krankenhaus muss ebenfalls umgehend desinfiziert werden, damit wir eine Ansteckung von Kollegen oder Krankenhauspersonal ausschließen können.
Nachdem wir die Prosektur verlassen haben, ziehen wir das erste Paar Handschuhe aus. Der Sarg wird zum Bestattungsfahrzeug gebracht und eingeladen. Abschließend entkleiden wir uns von unserer Schutzausrüstung und stecken diese in einen Müllsack, der gesondert entsorgt wird. Nun wird der infizierte Verstorbene im besten Fall direkt in das Krematorium überführt. Sollte es eine Erdbestattung werden, hat der Bestatter den Sarg bis zur Beisetzung geschlossen zu halten.
Liegt der Verstorbene im Krankenhaus schon im Bodybag, ist die gleiche Reihenfolge einzuhalten. Der Unterschied ist, dass der Bodybag des Krankenhauses vor der Einbettung in unserem Bodybag komplett desinfiziert werden muss. Alle anderen Schritte sind identisch.
Sollte die Person zu Hause verstorben sein, ist die Vorgehensweise ähnlich. Wenn möglich, begeben wir uns mit dem Sarg bis zum Sterbebett. Ist dies unmöglich, müssen wir mit unserer Schutzausrüstung und der Schaufeltrage den Verstorbenen für die Überführung richtig herrichten. Am Anfang kleiden wir uns vor Betreten der Wohnung mit unserer Schutzausrüstung ein. Der Sarg wir geöffnet an den Eingang des Hauses gestellt. Es wird direkt ein Leinentuch über den Sarg gespannt. Darauf wird ein geöffneter Bodybag gelegt. Nachdem wir am Sterbebett angekommen sind, gehen wir wie im Krankenhaus vor. Nun wird ein weiterer Bodybag geöffnet und neben den Verstorbenen gelegt (geöffnete Seite zum Verstorbenen, um weitere Kontaminierungen zu vermeiden). Wir betten in den Bodybag um und verschließen diesen. Die Oberfläche des Bodybags wird nun desinfiziert. Als nächstes legen wir unter die Person unsere Schaufeltrage. An der Schaufeltrage befestigte Gurte werden nun geschlossen und gespannt, damit ein Transport der verstorbenen Person sicher und pietätvoll bis zur Einbettung in den Sarg sichergestellt werden kann. Sobald wir am Sarg angekommen sind, muss der Verstorbene in den Bodybag eingebettet und der Sarg sofort verschlossen werden. Desinfektionsmittel, das vorher am Sarg bereitgestellt wurde, wird nun für die Oberflächendesinfizierung des Bodybags benutzt. Anschließend werden wieder die überlaufenden Leinentuchteile mit Desinfektionsspray eingesprüht und auf den Bodybag gelegt. Das erste Paar Handschuhe wird ausgezogen. Nun wird der Sarg verschlossen. Dieser wird mit Desinfektionsmittel desinfiziert und mit Hinweiskarten gekennzeichnet (sofern noch nicht erfolgt). Als letzte Aufgabe gehen wir zum Sterbebett und ziehen die kontaminierten Bettlaken ab und legen diese in eine Tüte. Das zweite Paar Handschuhe wird ausgezogen. Nun verlassen wir die Wohnung, bringen den Sarg in das Bestattungsfahrzeug, ziehen unsere Schutzkleidung aus und legen diese in einen Müllbeutel, den wir gesondert entsorgen müssen.
Nach der Überführung eines Verstorbenen mit Covid-19 muss nun auch die Fläche des Bestattungsfahrzeugs mit Desinfektionsmittel gereinigt werden. Ebenso sollte der vordere Bereich des Autos gesäubert werden, damit das komplette Fahrzeug virenfrei ist. Benutzte Atemschutzmasken und Schutzbrillen müssen gereinigt werden, damit diese für den nächsten Einsatz genutzt werden können. Jede Person sollte eine eigene Atemmaske und Schutzbrille besitzen, die kein anderer benutzt, um Infektionen zu vermeiden.
Insgesamt sind diese Schutzmaßnahmen sehr aufwändig, aber auch absolut notwendig, weil wir damit weitere Ansteckungen vermeiden.
Ich hoffe, dass ich ein gutes und genaues Bild der umfangreichen Schutzmaßnahmen von uns Bestattern in Zeiten von Corona zeichnen konnte. Vielen Dank für das Lesen meines Blogs.
Bleiben Sie GESUND!